Melody

Melody aus La Chaux-de- Fonds gehört zu den rund ein Dutzend Schweizerinnen und Schweizern, die das Privileg haben, auf der Global Mercy unterwegs zu sein und den ersten Einsatz hautnah mitzuerleben. Das entschädigt für die vielen Monate, in denen sie mitgeholfen hat das Spital betriebsbereit zu machen.

Melody, was hast du vor Mercy Ships gemacht?

Ich habe sieben Jahre als kaufmännische Angestellte bei einer Uhrenfirma in der Kundenbetreuung gearbeitet.

Und dann hast du eines Tages von Mercy Ships gehört…

Ja, im Fernsehen. Und das ist erstaunlich, denn ich habe seit bald 20 Jahren gar keinen Fernseher mehr. Aber eines meiner Mottos lautet: „Es gibt keinen Zufall…“

Was hat dich dazu bewegt, dich zu engagieren?

Es gibt mehrere Auslöser. Dieses Bewusstsein, dass man alles hat, und sich fragt, ob das das wahre Leben ist. Dann die Lust zu reisen, aber mit Sinn und Ziel. Oder das Zurückkehren zum Wesentlichen, nicht alles als gegeben hinnehmen, mit weniger leben lernen. Aber auch dieselbe Lust und Energie, die ich hatte, um meine wohlhabenden Kunden zufriedenzustellen, mich für eine Sache einzusetzen, die mehr mit meinen Werten in Einklang steht.

Wie hat dein Weg bei Mercy Ships bis jetzt ausgesehen?

Ich bin im Juli 2020 in Granadilla auf den Kanarischen Inseln als Rezeptionistin zur Africa Mercy gekommen. Wegen Corona und weil es nicht genug Freiwillige hatte (erinnern wir uns, damals konnte man kaum reisen und somit auch nicht zum Schiff gelangen), musste ich schnell verschiedene Hüte tragen. Von der Rezeptionistin bin ich zur Verantwortlichen für das Rezeptionistenteam und zur Assistentin des Zahlmeisters aufgestiegen. Als wir wegen der Pandemie immer noch nicht nach Afrika konnten, habe ich im April 2021 eine Pause eingelegt und bin zurück nach Hause. Im Februar 2022 ging ich wieder als Assistentin des Zahlmeisters an Bord, diesmal aber auf die Global Mercy, die damals in Belgien lag. Seit November arbeite ich als Verwaltungsassistentin im Bordspital. Meine Aufgabe besteht darin, die Pflegenden in den administrativen Aufgaben rund um die OPs zu unterstützen und zu entlasten, damit sie sich auf die Patienten konzentrieren können.

Was motiviert dich zu bleiben?

Du wachst eines Morgens auf und realisierst, das Schiff ist mehr als nur ein Schiff, es ist mehr als nur eine humanitäre Organisation, für die du dich engagierst. Du wachst eines Morgens auf und das Schiff ist dein Zuhause und die Menschen darauf sind deine Familie. Die kulturelle Vielfalt, die Begegnungen, das Herzblut, das jede und jeder einbringt für ein und dasselbe Ziel, das ist es, was mich zum Bleiben motiviert.

Was gefällt dir am meisten an Bord?

Die Gemeinschaft. Ganz einfach die Menschen. Und zugegeben, an einem strengen Tag auch der Luxus, drei Mahlzeiten am Tag zu bekommen, ohne selber kochen oder abwaschen zu müssen.

Und was ist am schwierigsten?

Die Abschiede. Daran gewöhnt man sich nie. Man sieht viele neue Leute kommen, aber man sieht auch viele gehen. Wegen unseres doch besonderen Lebens entstehen schnell Freundschaften. Aber zu sehen, wie die Freunde regelmässig wieder gehen, das macht mich jedes Mal traurig.

Du hast Amadou kennengelernt, unseren allerersten Patienten. Wie hast du das erlebt?

Ich stand an jenem Tag ganz oben auf der Landebrücke und habe mir ein Loch in den Bauch gestanden, um die ersten Patienten kommen zu sehen. Eine Riesenvorfreude bei der Vorstellung, einen historischen Moment zu erleben. Und wachsende Ungeduld. Aber dann kamen sie. Ich weiss noch, dass mir der ganze Kiefer weh tat vor lauter lächeln, aber auch, dass ich vor Rührung kaum ein Wort sagen konnte. Und wer mich kennt, der weiss, dass es einiges braucht, bis mir die Worte fehlen! Wenn man vier Monate durch die Gänge eines leeren Spitals gelaufen ist, um alles für den grossen Tag vorzubereiten, dann kann man sich vorstellen, wie einem zumute ist, wenn man hört, wie sich plötzlich alles mit Stimmen und Lachen füllt.

Noch ein Schlusswort von dir?

Da ich keine medizinische Ausbildung habe, möchte ich betonen, was für ein Privileg es ist, dass ich sowohl Patienten wie Pflegende begleiten darf, beobachten, lernen und Fragen stellen kann. Das ist die Chance meines Lebens, eine so reiche Erfahrung, wie ich sie mir nie hätte vorstellen können. Ich bin unendlich dankbar für die Menschen, die an mich geglaubt und mir diese unwahrscheinlich schöne Aufgabe anvertraut haben.

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