Mercy Ships kündigt die Ausweitung ihrer Aktivitäten an, um den mangelnden Zugang zu chirurgischer und medizinischer Versorgung weiter zu verringern. Die in der Schweiz gegründete Hilfsorganisation lanciert neue Ausbildungskurse für medizinisches Fachpersonal in Afrika und bereitet die Inbetriebnahme eines neuen Spitalschiffes vor, das massgeschneidert für kostenlose Operationen gebaut wurde.
LAUSANNE, 6. Oktober 2020 – Über 16 Millionen Menschen sterben jedes Jahr aufgrund mangelnder chirurgischer Versorgung. Um dieser enormen Herausforderung zu begegnen, entwickelt die humanitäre Organisation Mercy Ships in Zusammenarbeit mit den Partnerländern in Afrika zukunftsweisende Lösungen.
Nach über 5 Jahren Bau lüftet nun die internationale humanitäre Organisation den Schleier über den Bau des grössten nichtstaatlichen Spitalschiffes der Welt. Das Schiff heisst Global Mercy und soll Ende 2021 die erste Mission in Afrika beginnen. Zusammen mit der bestehenden Africa Mercy werden die zwei Spitalschiffe zukünftig die Wirkung der in der Schweiz gegründeten Organisation mehr als verdoppeln. Die seit nunmehr über 40 Jahren kostenlose chirurgische Versorgung für die Bedürftigen dieser Welt ist nur dank einer Vielzahl von Privat-Spendern und der ehrenamtlichen Mitarbeit von Fachkräften auf dem Schiff aus über 50 Ländern möglich.
Gleichzeitig erbringt Mercy Ships Fortbildungskurse für afrikanische Gesundheitsfachkräfte. Aktuell kommen laufend neue virtuelle Angebote hinzu, z.B. ein Palliativpflegekurs oder ein Kurs zur psychischen Gesundheit für Pflegekräfte. Diese Kurse sind eine grosse Unterstützung für diejenigen in Afrika, die mit Corona zusätzlichen grossen emotionalen Herausforderungen bei der Pflege von Patienten ausgesetzt sind.
Mentoring und Ausbildung vor Ort, die bereits seit vielen Jahren betrieben werden, sollen in Zukunft ausgebaut werden, unter anderem dank der Einrichtungen an Bord der Global Mercy, zu denen Schulungsräume und ein für die chirurgische Simulation angepasster Operationssaal gehören.
Neues Spitalschiff
„Mit der Global Mercy ist Mercy Ships kurz vor einem noch nie dagewesenen Entwicklungsschritt, der zu einer deutlichen Steigerung der humanitären Hilfe führen wird.“ sagte Roland Decorvet, Präsident von Mercy Ships Schweiz. Der ehemalige CEO von Nestlé China, der sich seit vielen Jahren für Mercy Ships engagiert, ist überzeugt: „Gemeinsam mit den Gastgeberländern, Tausenden von Freiwilligen und grosszügigen Spendern auf der ganzen Welt freuen wir uns darauf, dass in Zukunft noch viele Tausende von Menschen von lebenswichtigen Operationen profitieren werden und so neue Hoffnung für ein besseres Leben schöpfen können!“
Die Global Mercy schafft für die Gastländer eine sichere und saubere Arbeitsumgebung, unter denen bestausgebildete Ärzte ihr Können und Wissen kostenlos zur Verfügung stellen. In den 50 Jahren erwarteter Lebensdauer des Schiffes werden schätzungsweise mehr als 150.000 Menschenleben allein durch die Operationen an Bord Heilung und ganzheitliche Veränderung erleben.
Das 174 Meter lange, 37’000 Tonnen schwere Schiff wird über sechs Operationssäle verfügen und kann 600 Ehrenamtliche aus aller Welt beherbergen. Diese Fachkräfte kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Chirurgie, Seefahrt, Küche, Pädagogik, Elektrotechnik, Hotelfach und viele mehr. Das Schiff wird ausserdem unter anderem auch über ein Auditorium, eine Bord-Schule und Vieles mehr verfügen – alles so konzipiert, dass ein effizientes Arbeiten möglich ist und bis zu 950 Menschen an Bord Platz finden, inklusive Patienten und Freiwillige, wenn die Global Mercy im Hafen liegt.
Neue medizinische Ausbildung
Über die chirurgischen Kapazitäten hinaus wird die Global Mercy eine hochmoderne Lernumgebung anbieten: darunter ein chirurgisches Simulationslabor mit Virtual- und Augmented-Reality, «Dummies» für praktische Übungen und anderes Material. Ausserdem gibt es einen Simulationsraum für die postoperative Versorgung, der es den Ausbildern ermöglicht, Gegebenheiten vor Ort nachzustellen. So werden Operationstechniken in einer Umgebung vermittelt, die so ausgestattet – und oft beschränkt – ist, wie die, in der später tatsächlich operiert wird.
Aber die Ausbildung durch Mercy Ships wird nicht nur an Bord der Schiffe stattfinden. In Guinea werden seit rund 10 Monaten Studenten der zahnmedizinischen Gamal-Schule in Conakry von Mercy Ships unterrichtet, seit Kurzem jetzt auch über einen Fernunterricht. Diese Zahnmedizinische Fakultät wurde während des Aufenthalts der Africa Mercy 2018-2019 in Partnerschaft mit der Gamal-Abdel-Nasser-Universität renoviert.
Zu viele Menschen haben keinen Zugang zu Chirurgie
Laut dem Lancet Global Surgery 2030 Report sterben jährlich schätzungsweise 16,9 Millionen Menschen an den Folgen fehlender oder mangelhafter chirurgischer Versorgung. Über 93 Prozent der Bevölkerung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara haben keinen Zugang zu rechtzeitigen und sicheren Operationen. (Lancet Global Surgery 2030)
Aktuell bedroht COVID-19 die Funktionsfähigkeit von Gesundheitssystemen auf der ganzen Welt: besonders dort, wo die Lage ohnehin schon kritisch ist. Deshalb ist die Notwendigkeit grösser denn je, in Ländern mit ohnehin schon fehlender oder mangelhafter Gesundheitsversorgung grundlegende, lebensrettende Versorgung anzubieten.
Die Global Mercy wird sich zu dem aktuellen Flaggschiff von Mercy Ships, der Africa Mercy, gesellen. Dadurch werden sich die Kapazitäten für Hilfsmassnahmen – und ehrenamtliche Helfer – mehr als verdoppeln. Und dank aller Partner vor Ort, der medizinischen Fachkräfte, der Krankenhäuser und Kliniken, der sozialen Akteure und der lokalen NGOs ist dies eine beispiellose Gelegenheit, den Zugang zu chirurgischer Versorgung in Afrika zu verbessern.