Lass uns diese Gangway gemeinsam durchgehen!

Unser Leben ist immer wieder voller Veränderungen – kleine wie ein Urlaub in einem fremden Land, grössere wie ein neuer Arbeitsplatz oder wirklich grosse wie beispielsweise die Geburt eines Kindes. Wir gehen nicht alle gleich mit solchen Veränderungen um, aber wenn man sich die verschiedenen Phasen bewusst macht, kann man diese so sanft wie möglich bewältigen und seine Erwartungen entsprechend anpassen.

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ALTES LEBEN (BESTÄNDIG)

Fester Boden unter unseren Füssen. Dinge sind uns bekannt; andere Menschen kennen uns. Das Leben ist vorhersehbar, angenehm und vertraut.

AUFBRUCH

Aufbruch beginnt mit einem Event oder einer Entscheidung: ein Abschluss, ein neuer Job, ein Umzug, Hochzeit, Kinder, ein Jobverlust oder ein Todesfall. Wir betreten die Brücke voller Angst und/oder Vorfreude. Wir erkennen, dass wir unsere Komfortzone verlassen. Wir erleben ein Wechselbad der Gefühle. Wir starten eine Zeit der Vorbereitung. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Ein plötzlicher Verlust oder eine Katastrophe verhindern eine entsprechende Vorbereitung. Ein Aufbruch bedeutet auch ein Ende. Es gibt keine gewohnte Routine und unsere Rolle verändert sich. Dies führt unter Umständen dazu, dass wir Beziehungen zu bestimmten Menschen lösen und Verpflichtungen oder Verantwortlichkeiten abgeben. Neben möglicher Freude gibt es sicher auch Trauer nach verschiedenen Abschieden. Aufbruch bedeutet natürlich auch ein Umgang mit gemischten Gefühlen.

ZWISCHENZEIT

Diese Phase beginnt mit einem gewissen Chaos, wenn wir unsere Komfortzone tatsächlich verlassen, und endet mit der Annahme der Situation, wenn wir die bewusste Entscheidung treffen, uns an einem neuen Ort niederzulassen. Zwischen diesen beiden Momenten kann eine enorme, mitunter unüberwindbare Lücke klaffen, die man auch als Liminalen Raum bezeichnet. Es handelt sich um einen gewissen Schwebezustand zwischen der alten Realität mit ihrer eigenen Identität sowie der neuen Realität. Im Chaos haben wir gegebenenfalls das Gefühl, nicht zu wissen, wer wir sind oder was von uns erwartet wird; wir haben keine Ahnung, was wir eigentlich tun. Wir sind vielleicht erschöpft, überfordert, unentschlossen und erleben einen völligen Kontrollverlust. Es fühlt sich so an, als ob es nichts gibt, an dem man sich festhalten kann.

LIMINALER RAUM

Der Begriff „liminal“ stammt vom lateinischen Wort „limen“ und bedeutet so viel wie Grenze oder Schwelle. Es ist ein Raum beiderseits einer Grenze, der sich weder der einen noch der anderen Seite zuordnen lässt. Es ist ein Raum, in dem man etwas zurückgelassen hat, obwohl man sich noch nicht zu etwas Neuem verpflichtet hat. Im Liminalen Raum befindet sich ein unerwartetes Geschenk: Die Gelegenheit, einen Schritt zurück zu machen und auf unser Leben zu schauen; die Gelegenheit, zu überprüfen, ob bestimmte Muster, Praktiken und Beziehungen aus unserem vorherigen Leben jetzt immer noch nützlich sind. Wenn wir das Chaos durchleben, scheint es, als ob alles in der Luft schwebt – dies kann nervenaufreibend und verwirrend sein, aber wir können es auch nutzen, um darüber nachzudenken, was aus uns werden soll oder wie wir uns verhalten und welche Dinge wir aus unserem Leben streichen wollen. Nach einer gewissen Zeit, von der wir leider nicht genau wissen, wie lange sie dauern wird, beginnen wir zu spüren, dass etwas Neues entsteht. Wie ein Nebel, der sich allmählich lichtet, bewegen wir uns langsam aus dem Liminalen Raum. Wir fangen an, anzunehmen, dass die alte Normalität vorbei ist und etwas Neues vor uns liegt.

ANNAHME

Mit vorsichtigen ersten Schritten nehmen wir die neue Phase an. Wir finden eine neue Routine und einen neuen Rhythmus. Wir wissen allmählich, wo wir hingehen und welche Menschen uns helfen können; wir beginnen, auf andere zuzugehen und das ein oder andere Risiko einzugehen. Hoffentlich knüpfen wir neue Freundschaften und probieren neue Dinge aus. In dieser Situation werden manche Dinge funktionieren und manchmal werden wir uns völlig idiotisch fühlen. Wir werden Fehler machen und falsche Entscheidungen treffen. Wir werden uns alleine und überwältigt fühlen. Wir beginnen endlich, um die Verluste auf der anderen Seite der Brücke zu trauern.

NEUE NORMALITÄT – WIEDER EINGELEBT

Wir leben in einer neuen Normalität mit gewissen Routinen, festen Rollen, stabilen Beziehungen, neuen Fähigkeiten und einer gefestigten Identität. Wir fühlen uns ruhig, sicher, nachdenklich, weise und zuversichtlich. Dennoch verspüren wir vielleicht Enttäuschung darüber, dass diese neue Phase oder dieser neue Ort nicht das ist, was wir erwartet haben. Insgesamt spüren wir aber, dass wir dazugehören.

Übergangsprozesse sind wie Trauerprozesse niemals linear. Oftmals macht man einen Schritt nach vorne und zwei zurück. Dies führt unter Umständen zu durchaus gemischten Gefühlen und Erfahrungen.

Du wirst gegensätzliche Gedanken und Gefühle erleben, wenn du diese Brücke überquerst. Es ist ganz normal, Freude und Angst zu empfinden, wenn für dich eine neue Zeitrechnung beginnt.

Es sind unsere Erwartungen (bewusst oder unbewusst), über die wir stolpern. Wir müssen mit Enttäuschungen, Frustration und Entmutigungen umgehen. So haben wir uns das nicht vorgestellt.

Nimm dir die Zeit, deine Erwartungen zu überprüfen.

Es geht nicht nur um dich. Wir alle befinden uns irgendwo in einem Übergangsprozess und auf einer Brücke. Du wirsz Menschen treffen, die sich in ihrem eigenen Übergangsprozess befinden. Denk immer daran, wenn du deinen durchläufst.

Übergangsprozesse sind immer mit Verlust und Trauer verbunden. Wir neigen dazu, Schmerz zu ignorieren und uns vorzumachen, er sei nicht vorhanden. Wenn Sie Ihre Trauer nicht zulassen, bleibt sie ungelöst. Wenn wir zugeben, dass etwas schwierig ist, neigen wir dazu, zu glauben, wir seien nicht dankbar und begeistert über den Weg, den wir gerade gehen. Wir können beides erleben!

Instrumente und Fähigkeiten, um damit umzugehen, sind entscheidend. Es ist nur allzu leicht, Übergangsprozesse mit Dingen wie Schokolade, Netflix, Sport usw. bewältigen zu wollen – das ist sicher nicht falsch, aber stell sicher, dass du immer fest verankerst bleibst.